Ein langes und erfolgreiches Kapitel Amper Dorfgeschichte - es ist seit Oktober 2013 geschlossen. Den Spielmannszug Ampen gibt es nicht mehr. Es bleiben Erinnerungen und neue Aufgaben.

Um diese Uhrzeit schläft selbst der sonst so hektische Verkehr auf der Bundesstraße 1 noch. Ab und an nur braust ein Auto durch Ampen, und während sich das Licht des Tages mühsam Bahn bricht gegen das Dunkel der viel zu kurzen Nacht, zwitschern unschuldige Vögel vergnügt aus den Baumkronen und Büschen. Fast hört es sich an, als machten sie sich lustig über die, die verkatert in Richtung Gerätehaus eilen, mit teilweise wenig klarem dafür angestrengtem Blick auf die Uhr. Um 6 Uhr ist Treffen, zuspät kommen verpönt, die Zeiger der Straf-Uhr drehen unbarmherzig ihre Runden.

Dass im größten Soester Ortsteil Schützenfest gefeiert wird, ist an diesem Samstagmorgen durchaus zu erkennen. Fähnchenketten oder ausgewachsene Fahnen schmücken die Straßen, während am Schützenhaus die nun verschlossenen Buden die Heiterkeit und den Frohsinn des vergangenen Tages erahnen lassen. Hier ein abgestelltes Bierglas, da eine weggeschmissene Frittenschale und Stühle, die ihre Tische noch nicht wiedergefunden haben - die Zeugen einer langen Feier-Nacht. Wer, um Gottes Willen, ist um kurz vor Sechs schon wieder auf den Beinen? In sauberer Uniform sogar?

Bumm. Bumm. Bumm-bumm-bumm. Einige Minuten später verraten es Pauke, Trommeln und Flöten: Es sind die Männer und Frauen des Spielmannszuges Ampen. Die, die das Dorf am Schützenfest-Samstag und -Sonntag traditionell wecken. Die das Tschingderassabumm produzieren, welches man auch Tage später noch irgendwo zu hören meint. Obwohl die Instrumente friedlich im Schrank schlummern. Etliche Amper reißen sie nun aus dem Schlaf, mit denen sie ein paar Stunden zuvor noch feierten. Fällt deshalb ein böses Wort? Nein, im Gegenteil. Ob Vorstandsmitglied des Schützenvereins, ob Freund und Gönner des Schützenvereins und des Spielmannszuges, oder ob ehemaliger Mit-Musiker, die meisten öffnen die Tür, freuen sich über den (sehr) frühen Besuch und haben flugs ein bisschen Wegzehrung in flüssiger Form zur Hand.

 

Der Spielmannszug Ampen während des Schützenfestes 2011.

 

Stunde um Stunde vergeht, Meter um Meter marschiert der Spielmannszug durch das erwachende Dorf. Und je älter der Tag wird, desto mehr sinkt die Quote derer, die schlaftrunken noch im Bettgewand die Gäste empfangen. "Wir haben früher den einen oder anderen auch schon mal mit einem gezielten Paukenschlag aus dem Bett geholt", sagt Stabführer Tim lachend. Und nach dem ersten Schrecken wurde trotzdem gemeinsam gescherzt.

Denn jeder weiß um die Verdienste des Trommlerkorps. Es weckt nicht nur, es begleitet anschließend die Umzüge, es bringt abends die Fahne mit weg. Schützenfest im eigenen Dorf heißt für die Frauen und Männer: wenig Schlaf, viel "Arbeit". Die sie gerne leisten.

Als sie im vergangenen Mai am Sonntagabend mit "Muss i denn" aus der Halle marschieren, ahnen sie jedoch nicht, dass dies ihre Abschiedsvorstellung ist. Zu wenig Nachwuchs, etc., etc. - den Spielmannszug Ampen gibt es seit Oktober nicht mehr. "Wir müssen überlegen, wer unser Schützenfest im kommenden Jahr musikalisch begleitet", sagt Volker Behrens, Kommandeur des Schützenvereins. Die Blaskapelle Büderich beschränkt ihr Engagement in Zukunft ebenfalls auf das Werler Stadtgebiet. "Aber wir führen bereits Gespräche", erklärt Behrens zuversichtlich.

Wenn sich im kommenden Jahr allerdings das Licht des Schützenfest-Samstags mühsam Bahn bricht, wenn die B1 noch schläft und vielleicht der eine oder andere Nachtschwärmer gegen 6 Uhr in der Früh am Gerätehaus vorbeistakst, dann trifft er - vermutlich niemanden mehr.