Das Video zog seine Kreise. Kurz vor dem diesjährigen Schützenfest vom 14. bis 16. Juni äußern sich der scheidende König Martin Sturhahn und Kommandeur Volker Behrens über einen ungewöhnlichen Moment.
Herr Sturhahn, Ihr Jahr als König des Schützenvereins Ampen-Jakobifeldmark neigt sich dem Ende entgegen. Wir könnten über viele Dinge sprechen, aber ein Moment liegt mir besonders am Herzen…
Martin Sturhahn : …ich ahne es. (lacht)
Es gab diesen Moment, als der Schützenverein Sie abholte, der zum viralen Hit wurde, wie es heutzutage heißt. Das Video davon verbreitete sich in den sozialen Medien in Windeseile. Sie begrüßten die Schützen mit dem Spruch „Koks und Nutten für alle“ – was haben Sie sich denn dabei gedacht?
Martin Sturhahn: Nichts. (grinst) Es ging mir darum, ein bisschen Spaß zu machen und die Schützen mit einem lockeren Spruch zu begrüßen. „Ja, ich habe ein bisschen Freibier für euch“ – das sagt doch jeder König. Ich wollte die Sache etwas auflockern, ein bisschen Spaß reinbringen, Ende. Und ich glaube, dass mir das gelungen ist.
Volker Behrens, Sie sind Kommandeur des Schützenvereins und standen in diesem Moment neben Ihrem König. Was ging Ihnen denn in diesem Moment durch den Kopf?
Volker Behrens: Wenn du da stehst und sagst dem König, er könne jetzt ein Wort an die Schützenkameraden richten, weißt du nie, was kommt. Als „Koks und Nutten für alle“ kam, dachte ich: Oh, mein Gott, Martin.
Martin Sturhahn: Aber die Resonanz war doch super. Direkt vor uns stand die Musikkapelle aus Störmede, in der viele Frauen sind. Auch die haben sich köstlich amüsiert. Und das war Sinn und Zweck der Sache.
Martin Sturhahn nach dem entscheidenden Schuss im vergangenen Jahr.
Gab es denn an irgendeiner Stelle Kritik, nach dem Motto: Was redet der da?
Martin Sturhahn: Mir gegenüber hat niemand Kritik geäußert. Alles, was ich gehört habe, war positiv. Das Video, das ich auf Facebook gepostet habe, ging ja durch ganz Deutschland, was an den Reaktionen, die mir oder Freunden und Bekannten zugetragen wurden, zu erkennen war. Kritik gab es nicht. Es war doch auch nur ein Spaß.
Volker Behrens: Martin hat diesen Spaß ja auch sofort aufgelöst, er habe sich versprochen und Freibier gemeint. Das ist im Internet ab und an verloren gegangen. Insgesamt war der Spruch in Ordnung und auch einer, den man mal machen darf. (grinst)
Jetzt können Sie es ja zugeben, Herr Sturhahn, war der Spruch spontan?
Martin Sturhahn: Fast. Ich habe unseren Adjutanten vorher gefragt, ob ich den mal raushauen soll. Der hat mich nur gefragt, ob ich bescheuert sei. Da habe ich ihm gesagt: Jetzt erst recht. (lacht)
Herr Behrens, haben Sie jetzt ein bisschen Angst vor diesem Jahr? Vielleicht möchte der neue König die Begrüßung toppen…
Volker Behrens: Ich glaube nicht, weil ich nicht glaube, dass Martin den Vogel nochmal abschießt… (lacht)
Martin Sturhahn: Das stimmt. Im vergangenen Jahr habe ich das aus Verantwortung dem Verein und dem Dorf gegenüber gemacht. Sonst hätten wir keinen König gehabt und das kann es doch nicht sein. Meine Frau Barbara als Königin, mein Hofstaat und ich, und der Verein, haben zurückblickend ein sehr schönes Jahr erlebt. Ich kann nur an meine Schützenkameraden appellieren: Lasst den Verein und das Dorf nicht hängen.
Warum wollen viele Schützen zwar ihr Schützenfest feiern, aber nicht mehr König sein? Das Problem gibt es ja vielerorts, unlängst blieb der Vogel in Berwicke im Kugelfang hängen.
Martin Sturhahn: Am Geld kann es hier in Ampen nicht mehr liegen, da der Verein Königspaar und Hofstaat – abgesehen von den Kleidern der Frauen – sehr entlastet. Vielleicht scheuen sich viele, weil sie beim Schützenfest nicht mehr kommen und gehen können, wann sie wollen. Oder weil es die Verpflichtung gibt, zu anderen Schützenfesten zu gehen. Ich weiß es nicht. Du verlierst ein kleines bisschen von deiner Freiheit. Aber du bekommst im Gegensatz so viel. „Wie viele ehrliche, begeisternde Emotionen uns entgegen gebracht wurden – das war berührend“, stellte bereits mein Vorgänger Markus Riemen treffend fest.
Wie ist denn Ihr Gefühl vor dem diesjährigen Vogelschießen, Herr Behrens?
Volker Behrens: Momentan ist mein Gefühl sehr gut, weil es jemanden gibt, der es gerne machen möchte. Das Problem an dieser Geschichte ist: Auch in den Jahren zuvor gab es Schützenbrüder, die das vor dem Schützenfest erklärten – und zum Vogelschießen waren sie nicht da. (lacht)